

Israelische Luftwaffe bombardiert Evin-Gefängnis und Einrichtungen der Revolutionsgarden
Israel ist am Montag mit einer massiven Angriffswelle gegen bedeutende Ziele in Teheran vorgegangen. Die Luftwaffe habe unter anderem das berüchtigte Evin-Gefängnis in der iranischen Hauptstadt ins Visier genommen, erklärte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz. Zudem seien Kommandozentralen der mächtigen Iranischen Revolutionsgarden bombardiert worden. Während der Iran Vergeltung ankündigte für die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen am Wochenende, riefen die EU-Außenminister Teheran zu direkten Gesprächen mit Washington auf.
Katz erklärte, die israelische Luftwaffe greife "mit beispielloser Kraft Ziele des Regimes und Einrichtungen der Unterdrückung" im Zentrum Teherans an. Dazu zähle unter anderem das Evin-Gefängnis, in dem politische Häftlinge inhaftiert sind. Der Iran bestätigte den Angriff auf das Gefängnis. Dabei seien Teile des Gebäudekomplexes beschädigt worden, hieß es auf der Justiz-Website Misan Online. Die Lage sei aber "unter Kontrolle".
Die Schwester einer dort inhaftierten Französin kritisierte den Angriff "als vollkommen unverantwortlich". Das Leben der Inhaftierten werde aufs Spiel gesetzt, sagte Noemie Kohler der Nachrichtenagentur AFP. Sie wisse nicht, ob ihre Schwester Cécile und andere Häftlinge noch am Leben seien. Cécile Kohler und ihr Partner Jacques Paris gehören zu den etwa 20 Europäern, die im Iran festgehalten werden.
Die israelische Armee erklärte, sie habe die Kommandozentralen mehrerer iranischer Sicherheitskräfte ins Visier genommen. Diese seien verantwortlich dafür, "die Stabilität des Regimes aufrechtzuerhalten". Katz zufolge galten die Angriffe auch der paramilitärischen Basidsch-Miliz. Nach eigenen Angaben griff die israelische Armee auch im Westen des Iran militärische Ziele an und bombardierte landesweit "sechs Flughäfen des Regimes".
Iranische Medien berichteten von israelischen Angriffen auf die Stromversorgung in Teheran, die vorübergehend zu Stromausfällen geführt hätten. Israel griff zudem die Atomanlage Fordo an, die in der Nacht zum Sonntag bereits vom US-Militär bombardiert worden war. Die Anlage gilt als besonders gesichert vor Angriffen, weil die Zentrifugen zur Urananreicherung tief unter der Erde versteckt sind. Die israelische Armee erklärte, der Angriff habe darauf abgezielt, die Zufahrtswege zu der Atomanlage zu zerstören.
Israel hatte am 13. Juni einen Großangriff auf den Iran gestartet und bombardiert seitdem insbesondere Atomanlagen und militärische Einrichtungen in dem Land. Der Iran attackiert Israel seither im Gegenzug mit Raketen und Drohnen.
Auch am Montag wurde wegen iranischer Raketenangriffe in mehreren Regionen in Israel Luftalarm ausgelöst. In Jerusalem waren mehrere Explosionen zu hören, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten.
Die USA hatten sich in der Nacht zum Sonntag in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingeschaltet und neben Fordo auch die Atomanlagen Natans und Isfahan mit B-2-Kampfjets und bunkerbrechenden GBU-57-Bomben angegriffen. Westliche Staaten werfen dem Iran seit Jahren vor, nach Atomwaffen zu streben, was Teheran bestreitet.
Der Iran drohte den USA wegen der Angriffe auf die drei Atomanlagen mit Vergeltung. "Die Kämpfer des Islam werden Ihnen mit starken und gezielten (militärischen) Operationen ernste, unvorhersehbare Konsequenzen zufügen", erklärte ein Armeesprecher am Montag im iranischen Staatsfernsehen. Ein Berater des geistlichen Oberhauptes des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, hatte am Sonntag unter anderem US-Stützpunkte als "legitime Ziele" für Angriffe aus Teheran genannt. Die USA gaben eine weltweite Sicherheitswarnung für US-Bürger aus.
Das iranische Außenministerium warf den USA am Montag vor, mit ihren Angriffen die diplomatischen Bemühungen untergraben zu haben. "Zukünftige Generationen werden nicht vergessen, dass die Iraner inmitten eines diplomatischen Prozesses mit einem Land waren, das jetzt Krieg gegen uns führt," sagte Ministeriumssprecher Esmaeil Bakaei.
Die USA hatten den Iran vor dem Beginn des Iran-Israel-Krieges am 13. Juni zu Verhandlungen über einen Verzicht auf die Urananreicherung gedrängt. Nach dem US-Angriff auf die iranischen Atomanlagen drohte US-Präsident Donald Trump der Führung in Teheran mit den Worten: "Es wird entweder Frieden geben oder eine Tragödie für den Iran, die weitaus größer ist als das, was wir in den vergangenen acht Tagen erlebt haben."
Auch einen Machtwechsel im Iran schloss Trump nicht aus. "Es ist politisch nicht korrekt, den Begriff 'Regimewechsel' zu verwenden", erklärte er am Sonntag bei Truth Social. "Aber wenn das derzeitige iranische Regime nicht in der Lage ist, Iran wieder groß zu machen, warum sollte es dann nicht einen Regimewechsel geben?", schrieb er in seinem Onlinedienst Truth Social.
Irans Verbündeter Russland verurteilte die Angriffe gegen den Iran. Kreml-Chef Wladimir Putin sprach bei einem Besuch des iranischen Außenministers Abbas Araghtschi in Moskau von einer "unprovozierten Aggression".
Die Außenminister der Europäischen Union forderten angesichts der jüngsten Eskalation im Iran-Israel-Krieg eine Rückkehr zur Diplomatie. "Wir brauchen eine Verhandlungslösung, sie ist dringender als je zuvor", sagte Außenminister Johann Wadephul (CDU) bei einem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel. "Der Iran muss wissen: Die Welt wird nicht akzeptieren, dass er atomar bewaffnet ist."
(H.VanNiekerk--TPT)