

Zahl der Erstanträge auf Asyl im Juni um 59 Prozent unter dem Vorjahreswert
Die Zahl der Erstanträge auf Asyl in Deutschland ist im Juni auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt gesunken. Wie das Bundesinnenministerium in Berlin mitteilte, lag die Zahl mit weniger als 7000 Anträgen um 59 Prozent unter der des gleichen Monats des Vorjahres. Im Vergleich zum Juni 2023 betrug der Rückgang demnach sogar rund 70 Prozent.
In der "Bild"-Zeitung hieß es zudem unter Berufung auf Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf), die Zahl der Erstanträge auf Asyl in Deutschland habe im ersten Halbjahr 2025 bei 61.300 gelegen. Der Monatsstand im Juni war demnach der niedrigste seit März 2013.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sieht durch die neuen Zahlen seinen Kurs in der Migrationspolitik bestätigt. "Das sind deutliche Erfolge der Migrationswende. Wir gehen den Weg, die Migration wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen, konsequent weiter", sagte er der "Bild"-Zeitung. Den Bamf-Statistiken zufolge setzte der Rückgang allerdings bereits vor dem Amtsantritt der schwarz-roten Bundesregierung ein.
Die "Welt am Sonntag" berichtete indes unter Berufung auf eine andere Statistik der Asylagentur der Europäischen Union (EUAA), wonach in Deutschland in den ersten sechs Monaten dieses Jahres insgesamt 65.495 Asylanträge gestellt wurden. Dies ist ein Rückgang von 43 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Damit war Deutschland erstmals seit Jahren bei den Asylanträgen in den ersten sechs Monaten eines Kalenderjahres nicht mehr Spitzenreiter in Europa: In Spanien beantragten in dem Zeitraum laut dem Bericht 76.020 Menschen Schutz, in Frankreich waren es 75.428. Deutschland liegt an dritter Stelle, gefolgt von Italien mit 62.534, Griechenland mit 27.718 und Belgien mit 17.285 Asylanträgen. Die Schlusslichter sind Ungarn mit 47 Asylanträgen, die Slowakei mit 84 und Litauen mit 152.
Die meisten Asylantragsstellerinnen und Antragsteller in Deutschland kamen den Angaben zufolge aus Afghanistan (22 Prozent), Syrien (20 Prozent) und der Türkei (elf Prozent). 3,1 Prozent der Antragsstellerinnen und Antragsteller - und damit die fünftgrößte Gruppe in Deutschland - kamen aus Russland.
Laut dem EU-Bericht stellten zwischen Anfang Januar und Ende Juni insgesamt 388.299 Menschen in den Ländern der Europäischen Union plus Norwegen und der Schweiz einen Asylantrag. Das entspricht einem Rückgang um 23 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024. Die meisten Schutzsuchenden in der EU kamen aus Venezuela (48.413), Afghanistan (41.127) und Syrien (23.307).
Die AfD beschloss auf ihrer Fraktionsklausur ein Positionspapier, in dem ein genereller Stopp "unberechtigter Einreisen" von Asylsuchenden verlangt wird. Auch Ansprüche auf Einbürgerung für Migrantinnen und Migranten will die AfD demnach abschaffen.
Die CDU-Europaabgeordnete Lena Düpont führte den Rückgang der Zahl der Asylanträge weniger auf die seit 2024 deutlich verschärften Grenzkontrollen als auf andere Faktoren zurück. "Ein wesentlicher Grund für den Rückgang der Zahlen sind - neben saisonalen Effekten und einer verstärkten Kooperation zwischen Drittstaaten und der EU-Grenzschutzbehörde Frontex - die Partnerschaftsabkommen mit wichtigen nordafrikanischen Ländern", sagte sie der "WamS".
(N.Davids--TPT)