

Belgiens Premier solidarisiert sich mit israelischem Dirigenten Shani - Lob von Merz
Nach der Ausladung der Münchner Philharmoniker von einem Festival in Flandern hat der belgische Regierungschef Bart De Wever ein Konzert des Orchesters in Essen besucht und seine Solidarität mit dem israelischen Dirigenten Lahav Shani bekundet. In Belgien werde es "niemals Platz für Rassismus und Antisemitismus" geben, schrieb De Wever am Samstag im Onlinedienst X. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) dankte De Wever tags darauf für ein "starkes Zeichen".
De Wever veröffentlichte ein Foto, auf dem er dem Dirigenten die Hand schüttelt. "Ich habe darauf bestanden, ihm diese Botschaft persönlich zu übermitteln und meine Wertschätzung für seinen Beitrag zur Kraft der Musik zum Ausdruck zu bringen", betonte der belgische Regierungschef.
Die Organisatoren des Festival van Vlaanderen in der Stadt Gent hatten am Mittwoch das für den 18. September geplante Konzert der Münchner Philharmoniker abgesagt. Shani sei "nicht in der Lage gewesen, die nötige Klarheit über seine Haltung zu dem genozidalen Regime in Tel Aviv auszudrücken", schrieben sie als Begründung mit Verweis auf die israelische Regierung.
De Wever übte am Freitag dann scharfe Kritik an der Ausladung der Münchner Philharmoniker vom Festival. "Jemandem allein aufgrund seiner Herkunft ein Berufsverbot aufzuerlegen, ist sowohl rücksichtslos als auch unverantwortlich", erklärte er. Die Entscheidung habe "dem Ansehen unseres Landes" schweren Schaden zugefügt, bedauerte er.
Kanzler Merz reagierte am Sonntag ebenfalls bei X: "Ich danke dem belgischen Premierminister für sein starkes Zeichen der Solidarität, das er mit dem Besuch bei Lahav Shani und den Münchner Philharmonikern in Essen gesetzt hat", schrieb Merz. "Wir dürfen diesem blanken Antisemitismus keinen Platz geben", schrieb Merz direkt an De Wever gerichtet.
Die Entscheidung hatte in der Bundesregierung für massive Kritik gesorgt. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer sprach von "blankem Antisemitismus", Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) von einer "absolut inakzeptablen" Situation.
Die Organisatoren verteidigten ihre Entscheidung daraufhin: Shani bewege sich als Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra in einer "Grauzone". Es sei nicht klar, "wo er in diesem Konflikt steht", hieß es in einer Erklärung.
Am Montag geben die Münchner Philharmoniker nun ein Konzert in Berlin. Beim Musikfest Berlin wurde ein kurzfristiges Gastspiel anberaumt. Dieses soll am Montag um 19 Uhr im Konzerthaus Berlin stattfinden.
Shani wurde 1989 in der israelischen Großstadt Tel Aviv geboren. Seit 2018 ist er Chefdirigent des Rotterdam Philharmonic Orchestra. Ab der Saison 2020/21 übernahm er die Position des Musikdirektors des Israel Philharmonic Orchestra. Im Februar 2023 ernannten die Münchner Philharmoniker Shani zum Chefdirigenten – er wird den Posten im September 2026 antreten.
(P.Kruger--TPT)