

Trump und sein schwarzer Filzstift: Stoltenberg enthüllt Hintergründe aus Nato-Zeit
Der ehemalige Nato-Generalsekretär und derzeitige norwegische Finanzminister Jens Stoltenberg hat in seinen Memoiren aus dem Nähkästchen geplaudert und unter anderem enthüllt, wie er US-Präsident Donald Trump während des Nato-Gipfels 2018 besänftigte. In dem am Montag in Oslo vorgestellten Buch schreibt Stoltenberg, Trump habe damals angesichts der von ihm als zu gering betrachteten Verteidigungsausgaben der übrigen Verbündeten gedroht, das Gipfeltreffen in Brüssel zu verlassen.
"Ich verlasse dieses Treffen, ich habe keinen Grund zu bleiben", zitiert Stoltenberg Trump. Der US-Präsident sei insbesondere über Deutschland verärgert gewesen, das unter der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) weit vom verabredeten Nato-Ziel entfernt war, mindestens zwei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben.
Der damalige niederländische Regierungschef und aktuelle Nachfolger Stoltenbergs bei der Nato, Mark Rutte, versuchte Trump dem Bericht zufolge zu besänftigen: Er präsentierte ihm kurzerhand eine hastig zusammengestellte Zahl von 33 Milliarden Euro, die angeblich den zusätzlichen europäischen Verteidigungshaushalt darstelle.
Was dann geschah, beschreibt Stoltenberg in seinem Buch so: "Nach einer Weile zog Trump den schwarzen Filzstift hervor, den er stets bei sich trug, schrieb ein paar Worte auf einen Zettel und reichte ihn mir." Auf dem Zettel stand demnach: "Herr Generalsekretär, wenn Sie sagen können, dass die Nato-Verbündeten ihre Verteidigungsausgaben dank mir deutlich erhöht haben, denke ich, dass wir zu einer Einigung kommen können."
Stoltenberg tat wie gewünscht - und ermöglichte es Trump damit, einen persönlichen Sieg zu verkünden, wodurch die Gefahr eines Nato-Austritts der USA gemindert wurde.
Stoltenberg war zehn Jahre lang Nato-Generalsekretär, bevor er 2024 sein Amt niederlegte. Sein Nachfolger Rutte wurde im ersten Jahr seiner Amtszeit seinem Ruf als Trump-Flüsterer bereits gerecht: Trumps zunächst als lächerlich wahrgenommener Forderung, die Nato-Länder müssten ihre Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts erhöhen, kam Rutte mit einem Rechentrick nach: Beim Nato-Gipfel in Den Haag im Juni verpflichteten sich die Mitgliedstaaten, bis 2032 jeweils 3,5 Prozent ihres BIP für Verteidigung und 1,5 Prozent für verteidigungsrelevante Ausgaben auszugeben.
Trump konnte sich in Den Haag erneut als Sieger darstellen, wurde von Rutte gar als "Papa" der Weltpolitik geadelt, und die USA bekräftigten ihr Bekenntnis zum transatlantischen Verteidigungsbündnis - ganz offiziell und nach bisherigen Erkenntnissen ohne geheime Filzstiftnachrichten.
(N.Davids--TPT)